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Industrialisierung 1870-1914

Am Anfang des 19. Jahrhunderts wies kaum etwas darauf hin, dass sich entlang der Ruhr eine der größten Industrieregionen Europas entwickeln würde. Das Ruhrgebiet in seiner heutigen Gestalt bestand damals aus kleinen Siedlungen, die sich um einige Bergbauschächte und Eisenhütten gruppierten. Der in England begonnene und sich in Europa ausdehnende Industrialisierungsprozess bewirkte einen rasanten Aufschwung dieser Region. Dieser Strukturwandel war durch den Abbau von Steinkohle und die Entwicklung der Gussstahlherstellung begründet und resultierte in einem enormen Bedeutungsgewinn der wirtschaftlichen Entwicklung Essens und des gesamten Ruhrgebietes. Wie dynamisch dieser ökonomische Aufschwung war, macht die Entwicklung der Gussstahlfabrik Krupp sichtbar. 1811 von Friedrich Krupp in Essen gegründet, erbrachte sie anfangs nur geringe Gewinne und stand 1816 kurz vor dem Bankrott. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts steigt die Krupp-Fabrik zu einem der größten Konzerne Europas auf.

Infolge des gewonnenen Deutsch-Französischen Krieges 1870/71 erhielt das Deutsche Reich den an Eisenerzminen reichen Teil von Lothringen. Das trug zum weiteren Ausbau der Stahlindustrie bei. Dieser Industrialisierungsprozess wirkte sich erneut auf das Wachstum der Bevölkerung und damit auch der Städte aus. So nahm die Technisierung weiter zu und die Infrastruktur wurde ebenfalls weiter ausgebaut. Hierfür benötigte man zahlreiche Arbeitskräfte, die in das Ruhrgebiet immigrierten.

Obwohl dieser Industrialisierungsprozess einher ging mit sozialen Missständen und Umweltbelastungen etc., gilt dieser Prozess als eine positive Entwicklung.

Noch heute profitiert das Ruhrgebiet von den in der Zeit der Industrialisierung angelegten Strukturen.

„Battle of the Ruhr“: Essen im Zweiten Weltkrieg

Panorama der zerstörten Innenstadt 1945, Umgebung Münsterkirche, altes Rathaus (© Stadtbildstelle Essen)

Der Zweite Weltkrieg gehört zu den dunkelsten Kapiteln der europäischen Geschichte, geprägt von Gewalt, Verbrechen und Tod. Die Angst um ihr Leben begleitete die Menschen auf der ganzen Welt. Dies blieb auch den Menschen des Ruhrgebiets nicht erspart.

Schon 1940 waren die Bewohner des Ruhrgebiets direkt vom Kriegsgeschehen betroffen, da in dieser Zeit die ersten Angriffe der Briten auf nordrhein-westfälische Städte geflogen wurden. Zunächst richteten sich die Angriffe gegen Industrieanlagen, doch die nah gelegenen Wohngebiete waren ebenfalls von den Angriffen betroffen.

Um die Industrieanlagen vollkommen zerstören zu können, fanden im Jahr 1943 großflächige Bombardierungen statt. Am 5. auf den 6. März 1943 begann die größte Luftoffensive der Alliierten auf Essen, bezeichnet als „Battle of the Ruhr“. In dieser Nacht kamen mindestens 457 Menschen ums Leben und über 3.000 Gebäude wurden zerstört. Danach fielen auch andere Städte des Ruhrgebiets schweren Bombardierungen zum Opfer, die noch zu viel größeren Schäden und Verlusten als in Essen führten. Während der gesamten Luftangriffe im Rheinland und Westfalen fanden etwa 85.000 Menschen den Tod, darunter viele ausländische Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene. Die Städte wurden fast vollständig zerstört:  „Als US-amerikanische Truppen im April 1945 die ’Waffenschmiede des Reiches' eroberten, sah es so aus, als würden die Großstädte an der Ruhr, wie Essen, Dortmund, Mülheim, Oberhausen, Gelsenkirchen, Duisburg, Bochum und Hagen, nur noch historische Namen auf von der Geschichte überholten Landkarten darstellen“. (Quelle: „Battle of the Ruhr“; Webseite des Historischen Centrums Hagen: http://www.historisches-centrum.de/index.php?id=325; den 15.11.2008)

Die „Battle of the Ruhr“ ist nicht nur „die schwarze Stunde“ der Stadt Essen und des gesamten Ruhrgebiets, sondern sie gehört auch zu den tragischsten Momenten im Leben vieler Menschen. Die Nächte in den Bombenschutzbunkern prägten ihren weiteren Lebensweg. Die Spuren des Krieges lassen sich nicht nur in der Zerstörung Essens und des Ruhrgebiets und in der Zahl der Todesopfer finden, sondern zeigen sich auch in den psychischen, nicht messbaren Verletzungen der Menschen.