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Infotext: Essen 1943 - "Battle of the Ruhr" - Zerstörung der Infrastruktur: Gebäude, Strom, Wasser, Gas

"Kruppscher Gürtel", Luftbildmontage 1943. Mit freundlicher Genehmigung vom Amt für Geoinformationen, Vermessung und Kataster der Stadt Essen.

Während des Zweiten Weltkrieges war Essen, die Stadt des Krupp-Unternehmens, ein bevorzugtes Ziel der Alliierten. Seit 1943 kam es immer häufiger zu Luftangriffen, die Teile der Stadt und der Infrastruktur zerstörten. Dies hatte Auswirkungen auf die Bevölkerungsstruktur Essens. So betrug die Einwohnerzahl bei Ausbruch des Zweiten Weltkrieges ca. 650.000 Einwohner, wohingegen am 1. Mai 1945 nur noch 310.434 "Versorgungsberechtigte offiziell gemeldet" waren. Diese Halbierung der Bevölkerung bezieht sich zwar nur auf offizielle Angaben, stellt aber auch unter Einbezug einer Dunkelziffer eine enorme Reduzierung der in Essen lebenden Menschen dar.

Ab Juni 1940 trafen alliierte Luftangriffe die Stadt regelmäßig. Diese beeinträchtigten aber bis 1942 die Versorgung der Stadt mit Elektrizität, Gas und Wasser nicht entscheidend.

Als sich die Angriffe im Sommer 1942 intensivierten, wurde die Stadt immer mehr beschädigt. Dies erschwerte das Leben der Bevölkerung zunehmend.

Die Zahl der ausgebombten Häuser und Wohnungen nahm zu, und viele Menschen mussten vorübergehend in öffentlichen Gebäuden - meist Schulen - oder frei stehenden Wohnungen oder Zimmern untergebracht werden.

Als es im Frühjahr 1943 zu einer konzentrierten Luftoffensive auf das Ruhrgebiet kam (besonders am 5. und 12. März), wurde die gesamte Infrastruktur so stark beschädigt, dass die Versorgung der Bevölkerung immer schwieriger wurde. Das Stadtbild veränderte sich enorm: Zentrum und Hauptgeschäftsviertel wurden zerstört.

 

Zerstörte Innenstadt, Umgebung Marktkirche und Rathaus nach Bombardierung im März 1943 (Stadtbildstelle Essen).

Bomben und Großbrände, die nicht unter Kontrolle gebracht werden konnten, zerstörten weite Teile der Stadt.

Da viele Häuser und Wohnungen zerstört waren, wurden viele Menschen obdachlos. Besonders betroffen waren ausländische Zwangsarbeiter, da sich ihre Lager in unmittelbarer Nähe der Industriebetriebe befanden. Somit waren sie nur unzureichend geschützt. Beim Luftangriff am 5. März 1943 wurden bespielsweise 10.000 ausländische Arbeitskräfte obdachlos.

Nachdem der Unterricht an Schulen komplett eingestellt wurde - obwohl noch ca. 30.000 Schüler in Essen wohnten -, konnten die leer stehenden Schulgebäude als Massenquartiere genutzt werden.

Die Abwanderung nahm nach den Großangriffen im März 1943 weiterhin zu, so dass es inzwischen ca. 85.000 Obdachlose gab. Davon blieben nur 15.000 in Essen. Die Restlichen wanderten – privat oder im Zusammenhang der Kinderlandverschickung – ab.

 

Zerstörtes Essen 1945 (Stadtarchiv Essen).

Immer mehr Wirtschaftsverbände, Industrieunternehmen und Privatpersonen verließen 1943 Essen, so dass sich die Bevölkerungszahl fortschreitend reduzierte.

Die zuverlässige Versorgung der Stadt mit Strom und Wasser war nicht mehr möglich. Besonders viel Wasser wurde als Löschwasser benötigt.

Nach den Angriffen von 1944 fiel die Infrastruktur völlig zusammen und die Stadt wurde kaum noch bewohnbar. Reparatur- und Aufräumarbeiten konnten nun nicht mehr ausreichend durchgeführt werden. Die Versorgung der gesamten Stadt mit Gas, Wasser und Elektrizität wurde immer schlechter. Die Nationalsozialistische Volkswohlfahrt (NSV) evakuierte ab Herbst 1944 verstärkt Mitbürgerinnen und nicht berufstätige Mitbürger.

Der letzte Großangriff am 11. März 1945 führte zu einer fast vollständigen Zerstörung der Infrastruktur.

Hierbei wurden die unterirdischen Versorgungs- und Kommunikationssysteme zerstört, die Bevölkerung konnte weder mit Gas noch mit Wasser versorgt werden, die Telefonverbindungen brachen völlig zusammen. Elektrizität konnte nur in wenigen Gebieten geliefert werden und ein Großteil der Oberleitungen Essens waren zerstört. Selbst die Versorgung mit Särgen wurde ab März 1945 unmöglich.

Alliierte: Der Begriff wird vom lateinischen Wort "alligare" (verbinden) abgeleitet und bedeutet Verbündete. Im Zweiten Weltkrieg verbündeten sich unter anderem England, die USA, Frankreich und die Sowjetunion gegen Deutschland, Italien und Japan.


Nationalsozialistische Volkswohlfahrt: Organisation im nationalsozialistischen Deutschland, verantwortlich für Sozialarbeit. Zu ihren Aufgabenbereichen gehörte u. a. Kindergärten, Erholungsfürsorge, Jugendhilfe.