Einheit erstellt von Lars Müller Bibliografie Didaktischer Kommentar
Quellenblatt: Essen im Zeitalter der Industrialisierung - Bevölkerungs- und Sozialstruktur
1. Bevölkerungsanstieg
M1. Die Bevölkerungsentwicklung des Ruhrgebiets.
Jahr | Bevölkerungszahl | Einwohner je km2 | Zuwachsrate in % |
1816/18 | 221.537 | 67,0 |
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1858 | 474.416 | 143,5 |
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1871 | 723.867 | 218,9 |
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1905 | 1.613.897 | 790,5 |
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1933 | 3.996.048 | 1.208,5 |
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1939 | 3.986.348 | 1.205,6 |
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1950 | 4.160.035 | 2.258,1 |
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1961 | 5.142.420 | 1.552,2 |
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1970 | 5.123.843 | 1.549,6 |
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1987 | 4.731.270 | 1.430,9 |
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Köllmann, Wolfgang; Hoffmann, Frank; Maul, Andreas E.: Bevölkerungsgeschichte, in: Das Ruhrgebiet im Industriezeitalter. Geschichte und Entwicklung Bd. 1, hrsg. von Wolfgang Köllmann, Hermann Korte, Dietmar Petzina und Wolfhard Weber, Düsseldorf 1990, S. 111-197, hier S. 114-115.
M2. Die Entwicklung der Bevölkerung Essens von 1875-1970.
Jahr | Stadt Essen | Zuwachsrate in % |
1875 | 46.440 | |
1882 | 61.305 | |
1895 | 103.681 | |
1907 | 190.648 | |
1925 | 298.916 | |
1933 | 329.722 | |
1950 | 325.584 | |
1970 | 274.313 | |
Zahlen aus: Tenfelde, Klaus: Soziale Schichtung und soziale Konflikte, in: Das Ruhrgebiet im Industriezeitalter. Geschichte und Entwicklung Bd. 2, hrsg. von Wolfgang Köllmann, Hermann Korte, Dietmar Petzina und Wolfhard Weber, Düsseldorf 1990, S. 121-217, hier: S. 145.
M3. Bevölkerungsentwicklung Essens, des Ruhrgebiets und des Deutschen Reiches im Vergleich um 1900.
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| Jährliche Bevölkerungsbewegung im Durchschnitt der Jahre 1886 bis 1900 in Promille | ||||
Region | Arbeiter in der Montan-industrie 1895 | Geburten-ziffer | Sterbeziffer | Säuglings-sterblichkeit | Geborenen-überschuss | Wanderungs-gewinnn in + oder - |
Essen | 54,4 | 49,3 | 22,9 | 16,9 % | 26,4 | +23,9 |
Durchschnitt im Ruhrgebiet | - | 52,9 | 25,6 | 18,1 % | 27,3 | +16,7 |
Deutsches Reich | - | 37,5 | 24,3 | - | 13,3 | -1,3 |
Zahlen aus: Tenfelde, Klaus: Soziale Schichtung und soziale Konflikte, in: Das Ruhrgebiet im Industriezeitalter. Geschichte und Entwicklung Bd. 2, hrsg. von Wolfgang Köllmann, Hermann Korte, Dietmar Petzina und Wolfhard Weber, Düsseldorf 1990, S. 121-217, hier: S. 158.
M4. Anwerbeplakat (in Auszügen), 1908.
Durch die Industrialisierung stieg auch der Bedarf an Arbeitskräften. Die Quelle zeigt ein Plakat, das in Masuren um Arbeitskräfte wirbt. Auftraggeber für das Plakat war die Zeche Victor bei Rauxel, 1908.
„Masuren!
In rein ländlicher Gegend, umgeben von Feldern, Wiesen und Wäldern, den Vorbedingungen guter Luft, liegt, ganz wie ein masurisches Dorf, abseits vom großen Getriebe des westfälischen Industriegebietes, eine reizende, ganz neu erbaute Kolonie der Zeche Victor bei Rauxel. Diese Kolonie besteht vorläufig aus über 40 Häusern und soll später auf etwa 65 Häuser erweitert werden. In jedem Hause sind nur 4 Wohnungen, zwei oben, zwei unten. Zu jeder Wohnung gehören etwa 3 oder 4 Zimmer. [...] Zu jeder Wohnung gehört ein sehr guter, hoher und trockener Keller, so daß sich die eingelagerten Früchte, Kartoffeln etc. sehr gut erhalten werden. Ferner gehört dazu ein geräumiger Stall, wo sich jeder sein Schwein, seine Ziege oder seine Hühner halten kann. So braucht der Arbeiter nicht jedes Pfund Fleisch oder seinen Liter Milch zu kaufen. Endlich gehört zu jeder Wohnung auch ein Garten von etwas 23 bis 24 Quadraturen. So kann sich jeder sein Gemüse, sein Kumpust (Sauerkohl) und seine Kartoffeln, die er für den Sommer braucht, selber zu ziehen. Wer noch mehr Land braucht, kann es in der Näher von Bauern billig pachten. Außerdem liefert die Zeche für den Winter Kartoffeln zu billigen Preisen. Dabei beträgt die Miete für ein Zimmer (mit Stall und Garten) nur 4 Mark monatlich, für die westfälischen Verhältnisse jedenfalls ein sehr niedriger Preis. [...]
In der Kolonie wird sich in nächster Zeit auch ein Konsum befinden, wo allerlei Kaufmannwaren [...] zu einem sehr billigen Preis von der Zeche geliefert werden [...]. Für die Kinder sind dort 2 Schulen erbaut worden, so daß sie nicht zu weit laufen brauchen, auch die Arbeiter haben bis zur Arbeitsstelle höchstens 10 Minuten zu gehen. Bis zur nächsten Bahnstation braucht man etwa eine halbe Stunde. […]“
[Es folgt eine Auflistung der Verdienstmöglichkeiten, der Text geht weiter:]
„Man sieht also, dass jeder Arbeiter gut auskommen kann. Wer sparsam ist, kann noch Geld zur Sparkasse bringen. Es haben sich in Westfalen viele Ostpreußen mehrere Tausend Mark gespart. Das Geld ist dann wieder in die Heimat gekommen, und so hat die Heimat auch etwas davon gehabt. Überhaupt zahlt diese Zeche wohl die höchsten Löhne. [...] Entlassungen masurischer Arbeiter werden, außer dem Falle grober Selbstverschuldung nicht vorkommen. Masuren! Es kommt der Zeche hauptsächlich darauf an, brave, ordentliche Familien in diese ganz neue Kolonie hineinzubekommen. Ja, wenn es möglich ist, soll diese Kolonie nur mit masurischen Familien besetzt werden. So bleiben die Masuren ganz unter sich und haben mit Polen, Ostpreußen usw. nichts zu tun. Jeder kann denken, daß er in seiner östlichen Heimat wäre. Es gibt Masuren, die bei der Zeche schon lange tätig sind und sich bei der anständigen Behandlung wohl fühlen. Als Beweis wird in Masuren bald ein solcher Arbeiter erscheinen.
Jede Familie erhält vollständigen freien Umzug, ebenso jeder Ledige freie Fahrt. [...] Überlege sich also ein jeder die ernste Sache reiflich! Die Zeche will keinen aus der Heimat weglocken, auch keinen seinen jetzigen Verhältnissen entreißen; sie will nur solchen ordentlichen Menschen, die in der Heimat keine Arbeit oder nur ganz geringen Verdienst haben, helfen, mehr zu verdienen und noch extra zu ersparen, damit sie im Alter nicht zu hungern brauchen.“
Zitiert nach: Bergmann, Klaus; Pandel, Hans-Jürgen: Interkulturelles Lernen, in: Emer, Wolfgang; Hors, Uwe: Praxis eines demokratischen Geschichtsunterrichts. Perspektiven – Lernorte – Methoden, Bielefeld 1995, S. 119-136.
2. Bevölkerungsstruktur
M5. Die Bevölkerungsstruktur nach Alter und Geschlecht in Essen und im Deutschen Reich im Vergleich 1900.
Alter | Essen | Deutsches Reich | ||||
| Männlich | Weiblich | Insgesamt | Männlich | Weiblich | Insgesamt |
Unter 16 | 21.414 | 21.698 | 43.112 | 10.364.322 | 10.334.525 | 20.718.847 |
16 – 30 | 20.925 | 16.410 | 37.335 | 6.877.345 | 6.905.870 | 13.783.215 |
31-50 | 15.167 | 12.241 | 27.308 | 6.440.107 | 6.654.784 | 13.094.891 |
51 – 70 | 4.521 | 5.239 | 9.760 | 3.353.722 | 3.866.081 | 7.219.803 |
70 und älter | 443 | 802 | 1.245 | 681.751 | 868.671 | 1.550.422 |
insgesamt | 62.477 | 56.390 | 118.862 | 27.737.247 | 28.629.931 | 56.377.178 |
Köllmann, Wolfgang; Hoffmann, Frank; Maul, Andreas E.: Bevölkerungsgeschichte, in: Das Ruhrgebiet im Industriezeitalter. Geschichte und Entwicklung Bd. 1, hrsg. von Wolfgang Köllmann, Hermann Korte, Dietmar Petzina und Wolfhard Weber, Düsseldorf 1990, S. 111-197, hier S. 150.
M6. Anzahl der Erwerbstätigen in der Landwirtschaft und im Bergbau, Eisen- und Metallgewinnung 1882-1970.
Landwirtschaft
Jahr | Anzahl der Erwerbstätigen | Prozentualer Anstieg |
1882 | 30.857 |
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1895 | 32.317 |
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1907 | 40.706 |
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1925 | 44.413 |
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1950 | 36.912 |
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1970 | 16.490 |
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Bergbau, Eisen- und Metallgewinnung, Eisen-, Stahl- und Metallherstellung
Jahr | Anzahl der Erwerbstätigen | Prozentualer Anstieg |
1882 | 128.603 |
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1895 | 218.425 |
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1907 | 421.572 |
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1925 | 623.360 |
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1950 | 512.383 |
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1970 | 339.436 |
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Zahlen aus: Tenfelde, Klaus: Soziale Schichtung und soziale Konflikte, in: Das Ruhrgebiet im Industriezeitalter. Geschichte und Entwicklung Bd. 2, hrsg. von Wolfgang Köllmann, Hermann Korte, Dietmar Petzina und Wolfhard Weber, S. 121-217, hier: S. 148-151.
M7. Foto, 1920.
3. Projektarbeit
M8. Internetlinks
Die Konzerngeschichte auf der Tyssen-Krupp-Website
http://www.thyssenkrupp.com/de/konzern/geschichte_konzern.html
Spiegelartikel von Ralf Berhorst: Die Krupp-Saga
http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,549480,00.html
Artikel: Spur einer Industriellenfamilie Essen und die Krupps
http://www.monumente-online.de/06/01/sonderthema/10_Krupp.php?seite=1
Die virtuelle Ausstellung NRW 2000