„‚Schwarze Stunden‘ und ‚goldene Zeiten‘ – Europäische Städteschicksale.“ Drei Fallstudien

Im Städteprojekt wurde im Jahr 2008 von europäischen StudentenInnen und LehrerInnen Unterrichtsmaterialen zur Geschichte von drei Kulturhauptstädten angefertigt und online zur Verfügung gestellt. Es handelt sich um ein Pilotprojekt, welches gefördert durch die Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ der Geschichtswerkstatt Europa im Georg-Eckert-Institut realisiert wurde.

 

Hintergrund

Städteschicksale eröffnen durch ihre Vielfalt und Vielschichtigkeit einerseits und durch ihre Vernetzungen und Gemeinsamkeiten europäischer Kultur und Geschichte andererseits eine besonders interessante Form der Annäherung an die Geschichte Europas. In ihnen können historische Entwicklungen und Ereignisse prismatisch eingefangen werden. Aus dieser Idee heraus entwickelte das Projekt ein Städtekaleidoskop ausgewählter europäischer Kulturhauptstädte (Essen, Krakau, Vilnius). Zu ihrer Geschichte wurden Unterrichtseinheiten erstellt, die auf der Website www.urban-kaleidoscope.eu präsentiert werden. Damit soll sowohl eine Annäherung an die Vielfalt europäischer Geschichte als auch ein Einblick in die Konfliktträchtigkeit anhand der multiperspektivischen Darstellungen ermöglicht werden.

Jede Stadt wird dabei in ihren schwersten Situationen – den „schwarzen Stunden“ – und in ihrer „höchsten Blüte“ – den „goldenen Zeiten“ – jeweils mit 5 Themen vorgestellt. Ausgewählt wurden beispielsweise Themen wie „Bildung“, „Migration“ oder „Alltagsgeschichte“. Diese werden durch einen informativen Autorentext, authentischem Quellenmaterial und mit entsprechenden Aufgabenstellungen dargestellt. Die Unterrichtseinheiten sind sowohl im Geschichts-, Erdkunde- und Politikunterricht als auch für den fächerübergreifenden Unterricht nutzbar.

In dem Transfer- und Forschungsprojekt wurde nach Wegen gesucht, die europäische Geschichte offen und pluralistisch zu schreiben ohne derzeitige nationale Grenzen in den Mittelpunkt der Betrachtung zu stellen. Basierend auf den Erfahrungen des Pilotprojektes ist eine Ausweitung auf weitere Städte geplant.

 

Verlauf

Das Projekt startete im Januar 2008. Es wurden die  Kulturhauptstädte Essen (2010), Krakau (2000) und Vilnius (2009) ausgewählt. Um eine inhaltliche Verknüpfung der Städtedarstellungen zu gewährleisten, fanden 2008 für das Projektteam – bestehend aus Studierenden und jungen Lehrerinnen und ihrer Koordinatoren aus Polen, Litauen und Deutschland – drei Workshops statt.

Wichtigstes Ziel des ersten Treffens in Krakau (Januar 2008) war eine Absprache der inhaltlichen Schwerpunkte. Die Projektgruppen wählten Themen aus, traf Absprachen zur Auswahl der Materialien und Art der angestrebten Präsentation. Außerdem gaben die polnischen Lehrerinnen einen Einblick in ihren Unterrichtsalltag.

Nach dem Workshop begann die Recherche-Phase, in der das Quellenmaterial unter anderem in Stadtarchiven, Museen und Bibliotheken der verschiedenen Städte zusammengetragen wurde.

Im Juli 2008 fand das zweite Treffen in Vilnius statt. Die Projektmitglieder präsentierten in diesem Workshop ihre Ergebnisse, um inhaltliche Verknüpfungspunkte abzugleichen, didaktische Ziele gemeinsam zu verfolgen und an der Darstellungsform der Website weiter zu arbeiten. Ein Schulbuchverleger und –autor des Verlages „Briedis“ unterstützte das Projekt. Er informierte die Gruppe über Prozesse des litauischen Schulbuchverlagswesens und die didaktische Umsetzung historischer Themen.

In den Herbstmonaten wurden die Unterrichtsmaterialien in den einzelnen Projektgruppen didaktisiert. Im November 2008, zum Abschluss des Pilotprojektes, trafen sich alle ProjektmitarbeiterInnen am Georg-Eckert-Institut für internationale Schulbuchforschung in Braunschweig. Ziele waren letzte Angleichungen in der Systematik der Darstellung und des Layouts der Website sowie die Präsentation und Diskussion der Ergebnisse und der didaktischen Umsetzung der Projektgruppen. Die Diskussion eines einheitlichen Methodenkonzepts mündete in dem zusätzlichen Service erklärender Methodenseiten. Bei diesem Workshop standen FachwissenschaftlerInnen und FachdidaktikerInnen des Georg-Eckert-Instituts zur Verfügung.

Das Projekt wurde im Dezember 2008 offiziell abgeschlossen. Nachdem alle Texte übersetzt und noch technische Anpassungen an der Website vorgenommen wurden, ging die Website www.urban-kaleidoscope.eu im Frühjahr 2009 online.

Nach dem Onlinegang wurden die Ergebnisse des studentischen Pilotprojektes evaluiert und diskutiert. Eine Ausweitung des Projektes wird angestrebt. Diese soll in zwei Schritten erfolgen. Zunächst ist eine Ausweitung um die Städte Riga und Tallin geplant. Diese soll im Frühjahr 2011 durchgeführt werden. Parallel hierzu wird eine Bewerbung für Fördermittel beantragt, um das Projekt auf ganz Europa auszuweiten.

Kooperationspartner für das Pilotprojekt:

  • Krystyna Zaufal / Halina Wesołowska, Małopolskie Centrum Doskonalenia Nauczycieli (MCDN) mit Studentengruppe der Universität Krakau
  • Dr. Arunas Vysniauskas, Geschichtsfakultät der Universität Vilnius mit Studentengruppe der Universität Vilnius
  • Weitere Projektinformationen

    Projektlaufzeit

    • Studentisches Pilotprojekt (Fallstudien Essen, Krakau, Vilnius) – Januar - Dezember 2008
    • Ausweitung auf Riga und Tallin – Frühjahr 2011 (Beantragt)
    • Ausweitung auf weitere europäische Städte – Ende 2012 (Planungsphase)

    Finanzierung

    • Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ der Geschichtswerkstatt Europa

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