Einheit erstellt von Monika Wrobel-Dargatz   Bibliografie   Didaktischer Kommentar

Zur Einheit

Didaktischer Kommentar: Essen 1943 - "Battle of the Ruhr": Alltagsgeschichte

1. Inhalte

Diese Einheit befasst sich mit der Alltagsgeschichte der „dunklen Stunden“ in der Stadtgeschichte Essens während der „Battle of the Ruhr“ 1943. Die gewählten Unterthemen „Bombenangriffe“, „Zwangsarbeiter“ und „Wohnsituation“ mehmen das Thema Alltagsgeschichte aus verschiedenen Perspektiven in den Blick.

Das Konzept der Alltagsgeschichte versteht sich als Alternative zur Politik- und Diplomatiegeschichte sowie zu einer Sozialgeschichte, die nur Strukturen thematisiert. Indem dieser geschichtswissenschaftliche Ansatz die Auswirkungen der Politik-, Ereignis- und Sozialgeschichte auf die Menschen als historische Subjekte in den Blick nimmt, stellen Aspekte des individuellen Alltags und menschliche Wahrnehmungen den Ausgangspunkt der Betrachtung dar.

Mit Hilfe des Konzepts der Alltagsgeschichte wird Politik- und Ereignisgeschichte nicht marginialisiert werden, sondern konkretisiert.

Mit der Fokussierung auf den Alltag geht auch die Generierung von neuen Quellen einher. Beispielsweise können mit so genannten Ego-Dokumenten, wie Tagebuch, persönliche Aufzeichnungen, Bilder und Fotos, alltagsgeschichtliche Themen erforscht werden.

Allerdings gilt es diese Quellen kritisch-reflexiv auszuwerten. Ein wichtiger Bestandteil der Quellenkritik stellt die Frage nach dem Zeitpunkt der Niederschrift von Ego-Dokumenten dar. Je größer die Distanz zum geschilderten Ereignis ist, desto stärker verändert sich die Deutung der eigenen Biografie. Darüber hinaus darf nicht vergessen werden, dass Ego-Dokumente nur Ausschnitte und subjektive Interpretationen von Realität wiedergeben und deswegen nicht als deren "objektive" Widerspiegelung interpretiert werden dürfen.

Nicht nur die alternative Geschichtsbetrachtung und die multiperspektivische Gestaltung, sondern auch der problemorientierte Charakter der Einheit wecken das Interesse der Schülerinnen und Schüler. So wird Zwangsarbeit nicht nur als ein Thema vergangener Epochen behandelt, sondern auch auf Zwangsarbeit als weltweites gegenwärtiges Problem hingewiesen.

Diese Einheit stellt Alltagsgeschichte nicht nur als alternative Geschichtsbetrachtung vor, sondern gibt den Schülerinnen und Schülern Methoden und Konzepte an die Hand, ihre Gegenwart kritisch zu reflektieren. So werden sie befähigt unter dem Paradigma der Alltagsgeschichte sowohl Epochen der europäischen als auch die internationalen Geschichte zu verstehen.

2. Anknüpfung an Unterrichtsthemen

„Holocaust“, „Kriegserfahrungen“, „Anne Frank“, "Zweiter Weltkrieg", "Nationalsozialismus", "Diktatur" etc.

3. Verbindungslinien zu anderen Themen der Website

Diese Unterrichtseinheit kann mit Themen, die auch die Zeit der „Battle of the Ruhr“ behandeln, ergänzt werden. Auch „Bildung“ stellt einen Teil von Alltagsgeschichte dar, mit dem der Umgang mit den Bombardierungen und der unzureichenden Wohnsituation in den Kriegsgebieten aus bildungshistorischer Perspektive erfasst werden kann. Die Perspektive von Kindern und Jugendlichen, die das Thema „Bildung“ einfängt, weckt das besondere Interesse der Schülerinnen und Schülern.

Durch das Thema „Infrastruktur“ kann die Zerstörung durch die Bombardierungen und die Wohnsituation der Menschen ergänzt werden.

Das Thema „Medien“ ermöglicht durch die Kontrastrierung von Berichterstattungen und Augenzeugenberichten das Einüben quellenkritischen Umgangs mit Texten.

Darüber hinaus kann die Einheit durch die Themen, die die Zeit der Industrialisierung behandeln, erweitert werden. Dies hilft vor allem die Zuschreibungen „schwarze Stunden“ und „goldene Zeit“ in ihrem Interdependenzverhältnis zu erkennen und kritisch zu hinterfragen. Schülerinnen und Schüler können diachron sowohl die Umstrukturierung bzw. den Aufbau der Infrastruktur durch die Industrialisierung und die damit verbundenen Auswirkungen für die Menschen, als auch die Zerstörung der Infrastruktur während des Zweiten Weltkriegs und die damit verbundenen Auswirkungen nachvollziehen.

4. Arbeiten mit der Unterrichtseinheit

Es empfiehlt sich die Unterrichtseinheit „Alltagsgeschichte“ als Einheit zu verwenden. Nur mit Hilfe einer vergleichenden Betrachtung kann das Thema in seiner Vielschichtigkeit erfasst werden.

5. Schülerkompetenzen und Lernziele

Diese Einheit eignet sich besonders für fächerübergreifenden Unterricht. Sie weist vor allem Überschneidungen der Fächer Geschichte sowie dem Unterricht in der Mutter- und von Fremdsprachen auf, da auch literarische Zeugnisse als alltagsgeschichtliche Quellen verwendet werden können.

Kognitive Lernziele

Die Schülerinnen und Schüler lernen die Stadtgeschichte Essens während des Zweiten Weltkriegs aus alltagsgeschichter Perspektive kennen. Sie werden mit dieser Geschichtsbetrachtung vertraut und lernen einen kritischen Umgang mit Ego-Dokumenten.

Affektive Lernziele

Indem das Thema Alltagsgeschichte die Bombardierungen der „Battle of the Ruhr“ und die Situation der Menschen in Zusammenhang stellt, bedient diese Einheit neben den kognitiven auch affektive Lernziele. Die Auswahl der Quellen spiegelt diese Multiperspektivität wider.

Mit den gewählten Briefen und Aufzeichnungen werden sich die Schülerinnen und Schüler des Ausmaßes der Zerstörungen sowie des Umgangs mit den Zerstörungen bewusst. Sie erfassen die Abhängigkeit der unterschiedlichen Bewertung von der jeweiligen gesellschaftlichen Position.

Die Schülerinnen und Schülern erfahren ganzheitlich die bestehenden Zusammenhänge zwischen den Bombardierungen, der Bedrohung, der Zerstörungen und der erlebten Angst.

Darüber hinaus werden sich die Schülerinnen und Schüler der Zwangsarbeit als eines globalen gegenwärtigen Problems bewusst.

Methodische Kompetenzen

Die vorliegende Einheit schult diverse methodische Kompetenzen wie beispielsweise Textarbeit. Darüber hinaus wird das Visualisierungsvermögen von Schülerinnen und Schülern trainiert. Mit Materialien, die einen affektiven Zugang ermöglichen, wird Empathiefähigkeit geübt.