Einheit erstellt von Monika Wrobel-Dargatz     Bibliografie   Didaktischer Kommentar

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Didaktischer Kommentar: Essen im Zeitalter der Industrialisierung - Wirtschaft und Handel

1. Inhalte

Diese Einheit befasst sich mit der "goldenen Zeit" der wirtschaftlichen Entwicklung Essens zur Zeit der Hochindustrialisierung (1870-1914). Obwohl zu Beginn dieser Phase eine allgemeine Wirtschaftskrise zu Konkursen und wirtschaftlicher Stagnation führte, konnte die Gussstahlfabrik Krupp mit Hilfe der Waffenproduktion und -distribution finanzielle Einbußen verhindern und die Firma Krupp konnte ein internationales Handelsnetz aufbauen.

Beispielhaft behandelt diese Einheit den Waffenhandel der Firma Krupp mit der Türkei. Darüber hinaus können sich die Schülerinnen und Schüler weitere Beispiele der internationalen Handeslnetzwerke, die die Firma Krupp aufgebaut hat, mit Hilfe von Recherchearbeiten selbst erschließen.

Die Erkenntnis globaler Tendenzen im 19. Jahrhunderts entspricht auch aktuellen geschichtsdidaktischen Paradigmen, die eine Überwindung nationaler Geschichtsschreibung und nationaler Denkweisen fordern.

Die Betrachtung globaler Verflechtungen weckt das Interesse der Schülerinnen und Schüler an anderen bzw. fremden Kulturen und Mentalitäten. Besonders das gewählte Beispielland, die Türkei, bietet eine Vielzahl an Anknüpfungspunkten zur Gegenwartsgesellschaft. So kann mit Hilfe der Unterrichtseinheit und darüber hinaus gehender Recherchearbeiten ein Beitrag geleistet werden, bestehende Unkenntnisse und Vorurteile abzubauen.

Es sollte allerdings nicht außer Acht gelassen werden, dass die Firma Krupp ein vielschichtiges Handelsnetz mit Ländern in der ganzen Welt unterhielt.

So stellt diese Einheit ein interessantes Angebot auch, aber nicht nur, für Lerngruppen mit Migrationshintergrund dar.

2. Anknüpfung an Unterrichtsthemen

"Gründerjahre", "Gründerkrach", "Reichsgründung", "globale Handelsverflechtungen", "soziale Frage", "Arbeiterbewegung", "Urbanisierung", "Russisch-Türkischer Krieg", "Außenpolitik Bismarcks", "Imperialismus", "Moderne" etc.

3. Verbindungslinien zu anderen Themen der Website

Diese Unterrichtseinheit kann sowohl mit weiteren Themen, die die Zeit der Industrialisierung behandeln, als auch mit Themen der so genannten "schwarzen Stunden", ergänzt werden. Beispielhaft können die Themen "Stadtentwicklung", "Multiethnische Bevölkerungsstruktur", Bevölkerungs- und Sozialstruktur", "Infrastruktur", "Alltagsgeschichte" und "Erinnerungskultur" angeführt werden.

Auf diese Weise können Verbindungslinien geschaffen werden, die den Schülerinnen und Schülern helfen die Komplexität historischer Themen und vergangener Epochen zu erfassen. Besonders die Zeit der Industrialisierung und vor allem das Thema "Wirtschaft und Handel" zeigt, dass diese Zeit nicht auf die Vorstellung als "goldene Zeit" reduziert werden kann.

Darüber hinaus bietet das gewählte Beispiel, die Waffenproduktion und -distribution der Firma Krupp, Anknüpfungspunkte zu den "schwarzen Stunden" der Stadtgeschichte Essens. Aus der Perspektive des im Zweiten Weltkriegs erfahrenen Leids erscheint die so genannte "goldene Zeit" der Industrialisierung in einem neuen Licht.

4. Arbeiten mit der Unterrichtseinheit

Es empfiehlt sich die Unterrichtseinheit "Wirtschaft und Handel" als Einheit zu verwenden. Nur mit Hilfe einer vergleichenden Betrachtung kann das Thema in seiner Vielschichtigkeit erfasst werden.

5. Schülerkompetenzen und Lernziele

Kognitive Lernziele

Die Schülerinnen und Schüler lernen sowohl die wirtschaftlichen Verflechtungen als auch die Bedeutung des Waffenhandels kennen. Durch die hohen Gewinne beim Export Kruppscher Waffen wird die zunehmende globale Aufrüstung am Ende des 19. Jahrhunderts thematisiert.

Affektive Lernziele

Die Schülerinnen und Schüler werden sich der Waffenproduktion als Industriezweig bewusst. Sie erfahren das Dilemma, dass sich daraus ergibt, dass sich Deutschlands gesellschaftlicher Wohlstand und Ansehen als Industrienation durch die Produktion und den Verkauf von Waffen und Rüstungsgütern konstituiert.

So erweist sich Rüstungsindustrie als gewinnbringender Wirtschaftszweig zu Beginn der Moderne. Da die Etablierung von Rüstungsindustrien als gewinnbringender Wirtschaftszweig sowohl einem Aufbau von Wohlstand als auch der Zerstörung von Gesellschaften "dient", werden die Widersprüchlichkeiten der Moderne deutlich.

Darüber werden sich die Schülerinnen und Schüler der Doppeldeutigkeit von Begriffen bewusst. Anhand des gewählten Beispiels wird das Qualitätssiegel "Made in Germany" ad absurdum geführt.

Methodische Kompetenzen

Die vorliegende Einheit schult diverse methodische Kompetenzen wie beispielsweise Textarbeit und Auswerten statistischen Materials. Darüber hinaus wird das Visualisierungsvermögen von Schülerinnen und Schülern trainiert.