Einheit erstellt von Monika Wrobel-Dargatz     Bibliografie   Didaktischer Kommentar

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Infotext: Essen im Zeitalter der Industrialisierung - Wirtschaft und Handel

Die Zeit der Hochindustrialisierung in Deutschland fiel mit der Gründung des Zweiten Deutschen Reiches 1870/71 unter Wilhelm I. zusammen.

Doch statt eines wirtschaftlichen Aufschwunges durchlebte das Deutsche Reich ab 1873 eine Wirtschaftskrise, die so genannte Gründerkrise. Sie wurde durch Fehlspekulationen am Börsenmarkt und durch eine Überproduktion auf dem deutschen Markt ausgelöst. Das daraus resultierende Konsumüberangebot führte zu einem Preisverfall. Durch ein allgemeines Überangebot von Waren auf der ganzen Welt, kam auch der Weltmarkt als Absatzmarkt für das Deutsche Reich nicht in Frage. Im Gegenteil: Die USA und Russland konnten viele Güter billiger anbieten und importierten ihre Waren in das deutsche Kaiserreich. So schrumpfte der heimische Absatzmarkt. Daraufhin erließ der Reichskanzler Otto von Bismarck 1879 Schutzzölle auf alle ausländischen Importe, so dass deutsche Produkte wieder erschwinglicher wurden.

Viele Unternehmen mussten in den 70er Jahren des 19.Jahrhunderts Konkurs anmelden oder wurden vom Staat durch Subventionen vor einer Schließung bewahrt.

Auch für den Industriegiganten Krupp stellte die Wirtschaftskrise eine Bedrohung dar. Doch die Krupp-Werke hatten zahlreiche internationale Kunden und waren somit nicht ausschließlich auf Bestellungen aus dem Inland angewiesen.

Von besonderer Bedeutung war für die Firma Krupp in dieser Zeit der Handel mit Rüstungsgütern, insbesondere mit Geschützen verschiedenster Kaliber.

Die Türkei war der größte Abnehmer der Krupp-Kanonen; ab 1869 besaßen die Krupp-Werke sogar eine ständige Vertretung in der Türkei. Außerdem fanden regelmäßige Treffen zwischen türkischen Staatsmännern und dem Kanonenlieferanten in Essen statt.

Zwischen 1861 und 1875 beliefen sich die Bestellungen aus der Türkei auf 363.000.000 Mark. Das machte 37% des Gesamtumsatzes der Firma Krupp in diesem Zeitraum aus und bewahrte das Unternehmen vor schlimmeren Auswirkungen der Wirtschaftskrise.

Trotz dieser Geschäftsbeziehung zu der Türkei nahm die Firma Krupp Handel mit Rüstungsgütern nach Russland während des Russisch-Türkischen Krieges (1877/78) auf.

 

Hochindustrialisierung: Als Hochindustrialisierung wird die Phase nach der Industrialisierung während des Kaiserreiches bezeichnet. Die deutschen Gebiete veränderten sich von einem agrarisch geprägten Land zu einem Industriestaat. Mit einher ging ein gesellschaftlicher, sozialer und politischer Wandel wie auch eine verstärkte Verstädterung. Auch die Produktionsprozesse wurden durch zunehmende Technisierung verändert.

Schutzzoll: Schutzzölle werden auf Importe erhoben, um heimische Produkte vor billigeren ausländischen zu schützen. Durch die erhobenen Zölle werden die eigentlich günstigeren ausländischen Produkte teurer als die heimischen.

Russisch-Türkischer Krieg (1877/78): Im Russisch-Türkischen Krieg versuchte Russland die slawischen Völker von der osmanische Herrschaft zu befreien und damit auch einen Zugang zum Mittelmeer zu erlagen. Der Krieg endete mit einem Friedensvertrag und der nationalen Unabhängigkeit Bulgariens, Rumäniens, Serbiens und Montenegros.