Einheit erstellt von Hanna Grzempa   Bibliografie   Didaktischer Kommentar

Infotext   Quellenblatt   Aufgabenblatt

Infotext: Essen 1943 - "Battle of the Ruhr" - Formen der Erinnerungskultur

Stolpersteine in Essen, 2008, Foto: Hanna Grzempa

Jeden Tag gehen die Schülerinnen und Schüler der Essener Luisenschule an einer Hinweistafel mit folgendem Text vorbei: „Wie viele andere Schulen in Essen, wurde auch die Luisenschule während des Zweiten Weltkrieges als Zwangsarbeiterlager genutzt. In den 25 Klassenräumen waren am 25. Juni 1942 750 Arbeiter aus Osteuropa untergebracht, die im Auftrage der Stadt vor allem bei der Trümmerbeseitigung eingesetzt wurden. Am Ende des Krieges nutzte die Gestapo einen Teil der Schule als Häftlingslager für Fremdarbeiter“.

Die Menschen, die mit dem Zug nach Essen pendeln, passieren täglich eine weitere auf dem Willy-Brandt-Platz gegenüber dem Hauptbahnhof aufgestellte Hinweistafel, die an die Deportation von Juden in den Jahren 1941 bis 1943 erinnert.

Aufmerksame Passanten entdecken vor den Häusern in den Betonplatten verlegte Steine, auf denen die Namen der Opfer aus der NS-Zeit eingraviert wurden – so genannte „Stolpersteine“.

An dieser Stelle könnte man noch andere Gedenktafeln, Gedenkstätten und Denkmäler aufzählen, die über die ganze Stadt verteilt sind. Solche Erinnerungsorte befinden sich in vielen Städten Europas. Sie haben alle ein gemeinsames Ziel, auch wenn sie sich auf verschiedene Ereignisse der Vergangenheit beziehen: Sie erinnern und machen einen Teil der Erinnerungskultur aus. Unter dem Begriff der „Erinnerungskultur“ verstehen wir alle Formen der bewussten Erinnerung an historische Ereignisse, Persönlichkeiten und Prozesse.

Erinnerungstafel an die Deportation der Juden gegenüber dem Essener Hauptbahnhof, 2008, Foto: Hanna Grzempa

Außer den schon genannten Gedenktafeln oder Gedenkorten stellen auch Gedenkfeiern, historische Ausstellungen, Reportagen und Filme Beispiele der Erinnerungskultur dar. Darüber hinaus zählen hierzu Berichte von Augenzeugen, Tagebücher und Fotos.

Einen besonderen Platz nationaler Erinnerungen nimmt der Zweite Weltkrieg ein.

Nicht nur die Generationen, die den Zweiten Weltkrieg persönlich erlebten, sondern auch die Generationen der Nachkommen werden mit den Erfahrungen aller im Krieg Betroffenen und vom Krieg Beteiligten konfrontiert. Die Begegnung mit diesen Erfahrungen kann auf privater und/oder öffentlicher Ebene stattfinden. Auf privater Ebene werden individuelle und familiäre Traditionen gepflegt, auf öffentlicher Ebene die Traditionen einer Gemeinschaft (zum Beispiel einer Stadt oder einer Nation). Bei Letzterem wird oft vom „kollektiven Gedächtnis“ gesprochen. Dieser Begriff bezieht sich auf gemeinsame Erinnerungen einer Gruppe von Menschen.

Menschen erinnern sich aus verschiedenen Gründen. Das geschieht unter anderem:

- Aus individuellen Bedürfnissen;

- um Wissen zum Beispiel über den Zweiten Weltkrieg weiter zu geben und

- um Konsequenzen aus der Vergangenheit, wie zum Beispiel „Nie wieder Krieg!“ ziehen zu können.

Deportation: Staatlich verortnete Verbringung in andere Gebiete.

Gestapo: Die Geheime Staatspolizei wurde 1933 in Deutschland von den Nationalsozialisten errichtet und diente bis 1945 der Aufrechterhaltung des Nationalsozialistischen Systems.